Logo der Harmonie Leutesheim

Das Jahreskonzert der »Harmonie« Leutesheim stand ganz im Zeichen der Klassik

Kehl-Leutesheim. Trotz der eher nüchternen Atmosphäre der Leutesheimer Mehrzweckhalle brauchte das große Orchester der »Harmonie« nicht lange, bis die über 300 Zuhörer am Samstagabend auf ein imposantes Konzertvergnügen eingestimmt waren.

Die entsprechenden Zutaten hatte Dieter Baran, »Ziehvater« und Dirigent des Musikvereins, der im Mai sein 85-jähriges Bestehen feiert, inhaltlich und kunsthistorisch so ausgewählt, dass das Publikum nicht nur treffend mit Klassikern unterhalten, sondern ihm zudem großes Menschen-Theater geboten wurde. Nach dem erhabenen Einstieg mit Richard Strauß Fanfare »Also, sprach Zarathustra« durchwanderten die 80 Musiker in den bewährten Händen ihres »Chefs« die Bandbreite menschlicher Leidenschaften.

Die beiden Moderatoren Petra Hummel und Mario Haus lieferten die Erläuterungen zu den Darbietungen und erklärten die besonderen Finessen und Hintergründe jedes Stücks, teils garniert mit Kurzinfos zu den Künstlern.

Ein großes verbindendes Thema machte der seit einem Jahr amtierende Vorsitzende Martin Karch aus: »Balzen, buhlen und werben um die Damen. Daran hat sich in unserer Stammesgeschichte bis heute nichts geändert

Ebensowenig lässt es sich erklären, doch irgendwie macht’s auch Spaß!«, brachte er die Irrungen und Wirrungen, die in Stücken wie »Der Aufzug der Meistersinger«, dem Zigeunertanz aus Bizets »Carmen« oder im »Ritt der Walküren«, einer der Höhepunkte in Richard Wagners Tetralogie »Der Ring der Nibelungen«, zum Vorschein kommen, zusammen.

Dass die Liebeständeleien dabei nicht immer nur durch ein Happy-End charakterisiert sind, »schallte« dem Publikum durch mehrere monumentale und gewaltige Klangszenen entgegen. Zur Höchstform lief das Ensemble, das über mangelnden Nachwuchs nicht zu klagen braucht, hier auf.

Spätestens bei der symphonischen Dichtung »Finlandia«, der Nationalhymne des skandinavischen Landes, zeigte sich die Perfektion des Orchesters. Gekonnt zu meistern wusste es die verschiedenen Tempo- und Tonartwechsel, vor allem im Bereich des Holzregisters.

Ebenso fesselnd stellten sich Lorenz Beringer, Jaro Baran, Jascha von der Goltz und Lucas Grammelspacher als talentierte Allround-Percussion-Künstler vor. Die vier »Jugend musiziert«-Bundespreisträger veranstalteten in der Pause unter Leitung ihrer Freiburger Lehrerin Inez Ellmann auf der Bühne ein herrliches »Donnerwetter« mit Bongos, Drums, Schlagzeug und gleich drei Marimbaphonen. Das komplizierte Gefüge ineinander greifender Rhythmen in modern arrangierten Stücken von Bach und Ravel beherrschten sie dabei ebenso mitreißend wie die eher sanft-sphärischen Schwingungen im Stück »Teamwork« von Mitch Markovich oder die »Ball-Percussion-Nummer«, bei der Experimentierfreude, Lust am Musizieren und technisches Geschick Hand in Hand gingen.

Fulminanter Schlusspunkt
Mit den ebenso beliebten wie zündenden Melodien der »Tritsch-Tratsch-Polka« und dem »Radetzky-Marsch« aus der österreichischen Strauss-Dynastie sowie den stürmisch geforderten Zugaben hatten die Musiker den fulminaten Schlusspunkt eines durchweg ehrgeizigen und niveauvollen Konzertabends gesetzt, der das neue Jahr in Leutesheim gleichsam mit einer musikalischen Bravourleistung eingeläutet hat.

von Daniel J. Basler
Quelle: baden-online.de